Denken und Bewusstsein nicht nur bei Menschen

Panpsychismus ist nach Wikipedia eine Vorstellung, die allem auf dieser Welt eine Art Denkvermögen oder wenigstens Gefühlsvermögen, wenn auch vielleicht nur in rudimentärer Art zuschreibt. D. h. auch sogenannte leblose Materie und auch die kleinsten Bausteine der Materie hätten danach ein Denkvermögen oder wenigstens proto-mentale Eigenschaften.
Die Idee ist schon sehr alt und hilft, das Körper-Seele Problem zu lösen.
Neuerdings befassen sich auch Neurowissenschaftler wie Christof Koch mit diesem Thema.
In seiner zusammenfassenden Darstellung “ubiquitous minds” ( verfügbar z.B. unter https://christofkoch.files.wordpress.com/2014/01/cr-panpsychism-jan-141.pdf)
schreibt er aller belebten Natur ein Denkvermögen zu, das sich von unserem Denkvermögen nur graduell unterscheidet. Danach ist der Mensch mit seinem Bewusstsein kein Ausnahmewesen sondern eine Weiterentwicklung anderer Lebewesen im Verlauf der Darwinschen Entwicklungsreihe.
Dies ist wohl auch das Verständnis der heutigen Wissenschaft.
Bewusstsein und Denkvermögen will Koch nicht allen Materieansammlungen zubilligen,
sondern nur solchen, die bestimmte Mindestanforderungen erfüllen. Nur solche Systeme sind danach denkfähig, die ein Mindestmaß an Komplexität mitbringen. Das soll heißen, dass sie eine hohe Anzahl verschiedener Zustände einnehmen können und dass sie hoch integriert sind. Integriert bedeutet z.B., dass nicht ein Bestandteil des Bewusstseinssystems unabhängig von den anderen verschiedene Zustände einnehmen kann, sondern dass nur alle zusammen und gemeinsam ihre Zustände jeweils ändern können, weil sie eben sehr voneinander abhängen.
Ein Neurowissenschaftler Namens Guilio Antononi hat dies genauer definiert und sogar mathematisch beschrieben ( s.a. “A Theory of Consciousness,” Consciousness Redux; Scientific American Mind, July/August 2009]). Wie gut sein Modell in der Praxis anwendbar ist, bleibt allerdings noch fraglich.
Solche Bewusstseinssysteme muss natürlich nicht so funktionieren, wie das menschliche und natürlich müssen sie auch nicht mit uns kommunizieren können ( Pflanzen und Tiere können das auch nur sehr beschränkt oder gar nicht). Ein System, dass nur hell oder dunkel wahrnimmt, kann z.B. auch nicht nachvollziehen, was Farbe bedeutet. Zur Kommunikation würde außerdem gehören, dass man in etwa gleiche Denkgeschwindigkeit hat, falls man sich so etwas wie Sprache oder Körpersprache vorstellt. Letztere nehmen wir häufig auch nicht bewusst wahr und wenn solche Kommunikation über das Unterbewusstsein läuft und sich z.b. in Form von Intuition äußert, lässt sich das ohnehin nicht untersuchen.

Koch und Antononi erklären anhand ihres Modells, warum eine Ansammlung von Materie die Denkfähigkeit verliert, wenn die Verbindungen zwischen ihren Teilen zerstört werden. Die getrennten Teile können vielleicht jedes für sich noch etwas Bewusstsein aufrechterhalten; diese haben dann aber unvergleichlich geringere Fähigkeiten als das vollkommen integrierte System. Ein Gehirn, das erheblich geschädigt ist, kann nicht mehr auf sein Wissen und seine Erfahrungen zurückgreifen und nicht mehr kommunizieren. Es ist bewusstlos, selbst wenn noch einige seiner Teile Informationen austauschen. Die Komplexität einzelner Teile ist deutlich geringer, als die Komplexität des Gesamtsystems.
Umgekehrt kann ich durch einen Zusammenschluss von Denksystemen zu einem übergeordneten System neue zusätzliche Fähigkeiten gewinnen. Die sogenannte Schwarmintelligenz bekäme so eine Begründung.

Wenn man diese Gedanken weiter entwickelt, könnte man Systemen kleinster Materiebausteine, die nach quantenmechanischen Prinzipien wechselwirken, ebenfalls eine Art Bewusstsein zubilligen. Denn auch solche Systeme können viele Zustände annehmen und sind hoch integriert. Sie würden allerdings viel schneller denken als wir. Denn unsere Denkschritte beruhen auf Neuronenimpulsen von ca. 1/1000 sec. Der Informationsaustausch quantenmechanischer Systeme spielt sich dagegen möglicherweise auf eine Skala von ca. 10^(-45) sec, der sogenannten Planckzeit, ab.
Siehe dazu auch filfys 15. Aug 2013: “Das Imaginäre in der Physik ist vielleicht Realität”.

Diese Vorstellung würde dann wieder den alten Vordenkern des Panpsychismus Recht geben, auch wenn diese nicht über die wissenschaftliche Basis von heute verfügten.
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