Philosophie

Samstag, 8. März 2008

Was von uns bleibt, ist was uns treibt

Alles was wir sind, sind wir von anderen. Unsere Erbanlagen sind das Gelernte von vielen Millionen Jahren, wenn wir epigenetische Effekte hinzurechnen, auch noch das der letzten Generationen. Von Geburt an werden wir gefüttert mit der Kultur unserer Umgebung. Diese Kultur, das kollektive Bewußtsein, das Wissen um richtig oder falsch, die Sprache, die Religion, das Gefühl für schön und hässlich und vieles mehr ist ein nichtmaterielles Bauwerk, das ebenfalls über zig-tausend Jahre errichtet wurde. Ein Bauwerk, an dem viele Generationen gearbeitet haben und an dem wir weiter arbeiten bis wir sterben. Was von uns bleibt ist, neben Kindern, die wir vielleicht haben, unsere Wirkung auf die anderen Menschen und die Natur und auf dieses nichtmaterielle Bauwerk. Unser Anteil daran mag klein sein, seine Wirkung ist jedoch wichtig, wie klein sie auch immer sein mag, da in einem Gleichgewicht der Kräfte oder eine nichtlinearen Vernetzung kleine Änderungen in der Zukunft große Effekte hervorrufen können ( entsprechend dem Schmetterlingseffekt, siehe dazu z.B. Wikipedia ). Unterstellt man, dass unsere Erbanlagen auch Einfluss darauf haben, welche Teile der Kultur wir im Laufe unseres Lebens bevorzugt bei uns einbauen und im Wettbewerb mit anderen verstärken, so kann es umgekehrt sein, dass später geborene durch unsere Einflüsse auf Bräuche und Verhalten geformt werden, bzw. die Verhaltensmuster bei Ihnen gefördert werden, die wir bevorzugen. Ist dies eine Art weiterleben nach dem Tode?

Donnerstag, 17. Januar 2008

Auch der Sperling hat eine Brust

Auch der Sperling hat eine Brust, sagt der Volksmund und meint damit, dass selbst ein so kleines Geschöpf seinen Stolz und sein Selbstbewusstsein hat. Er ist von dem eigenen Wert überzeugt und verteidigt sein Territorium und seine Position wie die meisten höheren Tiere und der Mensch. In der Evolution hat sich nur das Leben durchgesetzt, das fest genug die eigene Position verteidigt, auf den Menschen bezogen auch nur diejenigen, die vom eigenen Wert überzeugt sind und für die eigene Position kämpfen, egal wie mächtig die anderen sind.

Der Stolz ist eine Art Selbstliebe und Liebe macht bekanntlich blind. Wir sind so stolz darauf, dass wir uns in einigen Punkten von den Tieren unterscheiden, dass wir nicht mehr wahrnehmen, dass die meisten unserer Verhaltensweisen enge Verwandtschaft im Tierreich finden. Vergleiche der Fähigkeiten mit den Fähigkeiten der Tiere enden fast immer mit dem Hinweis, dass der Mensch doch etwas ganz anderes sei. Kürzlich wurde berichtet, dass manche Affen darauf trainiert werden können, einfache Rechenaufgaben zu lösen. Sogleich wurde darauf hingewiesen, dass sie aber mehr Fehler machen, als Studenten, die ebenfalls diese Aufgaben lösen mussten. Nun sind Affen keine Akademiker. Warum vergleicht man sie dann nicht mit einfacheren Menschen? Wir verteidigen offenbar unsere Position als Krone der Schöpfung selbst da, wo wir es nicht nötig haben. Leider verbaut uns das ständige Starren auf die Unterschiede zum Tier die Möglichkeit uns selbst zu erkennen. Wir haben uns nach gängigem Verständnis aus tierischem Leben entwickelt. Unser Verhalten sollte sich demnach aus dem tierischen Verhalten entwickelt haben. Wenn ich mein Verhalten verstehen will, sollte ich zunächst vergleichbares Verhalten im Tierreich suchen und die Gründe für dieses Verhalten. Dann kann ich die menschliche Weiterentwicklung besser verstehen und würdigen, als wenn ich den Menschen losgelöst betrachte. Dazu müsste ich allerdings die Wirkung meines Stolzes auf mein Verhalten erkennen und lernen, meinen Stolz zu überwinden, wenigstens für eine kurze Zeit...

Dienstag, 18. Dezember 2007

Ohne Leid keine Freiheit

Freiheit ist nur möglich, wenn die Kräfte, die uns zu Handlungen bewegen wollen, ausbalanciert sind. Wenn wir einem unserer Triebe keinen Widerstand leisten können, werden wir ihm automatisch folgen, ohne Rücksicht auf die Folgen. Das empfinden wir als weniger frei. Wichtige Instrumente der Natur zum Ausbalancieren unserer inneren Kräfte( wie Gefühle oder Triebe ) sind Zuckerbrot und Peitsche also Aussicht auf Belohnung oder Bestrafung. Diese wirken nur, wenn wir wissen, wie Glück und Leid schmecken, wenn wir also erfahren was Schmerz, Leid und Lust sind. Die Evolution ( oder Gott, wenn uns das lieber ist ) hat Schmerz und Leid erfunden, um uns ( alle Lebewesen ) zu steuern. Nur so waren wir z.B. fähig Gruppen zu bilden und deren Regeln zu befolgen, weil wir durch Angst vor Leid und Schmerz gehindert werden, blind dem ersten Gefühl zu folgen. Diese Balance der Kräfte gibt uns die Zeit die verschiedenen Konsequenzen unserer möglichen Handlungen zu bewerten, bevor wir handeln, gibt uns also mehr Freiheit. Die Belohnung allein wäre als Steuerungsinstrument bei weitem nicht so wirkungsvoll und würde nur den einen Trieb durch den anderen ersetzen also wieder eine automatische berechenbare Handlungskette produzieren, die wir als weniger frei empfinden.

Dienstag, 21. August 2007

Wie Erbmoleküle lernen

Es gibt große Forschungszweige, die untersuchen zu welchem Prozentsatz die Eigenschaften biologischer Objekte ererbt und zu welchem Prozentsatz sie erlernt bzw. umweltbedingt sind.
Nach neueren Ergebnissen der Untersuchungen vererbter Eigenschaften gibt es bei Mensch und Tier Anzeichen, dass Eigenschaften, die durch Umwelteinflüsse wie Ernährung verändert werden können, manchmal auch die nächste und die übernächste Generation beeinflussen. Es ist anscheinend so, dass nicht nur die Gene allein vererbt werden sondern auch ihre Umhüllung oder Teile, die durch ihre Umhüllung beeinflusst werden, die Epigenetik ( s.a. unter diesem Stichpunkt bei http://de.wikipedia.org/wiki/ ).
Abgesehen von der Möglichkeit, dass die Eizelle selbst umweltbedingte Veränderungen außerhalb des Zellkerns weitervererben kann, sollte man auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass durch Umwelteinflüsse die Umhüllung der Erbmoleküle so verändert wird, dass die Empfindlichkeit für Änderungen der Erbsubstanz an bestimmten Stellen ( also für gezielte Mutationen ) verändert wird. Dies betrifft sowohl die Gene wie die Abschnitte, die die Genaktivitäten steuern. Daraus ergäbe eine Vorstellung zur Weiterentwicklung des Lebens auf der Erde. Es ist vorstellbar, dass bei der Entstehung des Lebens die ersten Lebensmoleküle viel leichter variabel waren und so schon am Anfang die große Varianz von Lebewesen ermöglicht wurde. Nach vielen Generationen verfestigten sich die Erbanlagen, die offenbar keinen Stress hervorriefen und immer unverändert weitergegeben werden konnten, mit dem Risiko, dass diese erfolgreichen Lebewesen bei erheblichen Änderungen der Umwelt nicht mehr anpassungsfähig genug waren. Langfristig am erfolgreichsten sollten also die Lebewesen sein, die noch mutationsfreudig genug sind, um sich anpassen zu können und stabil genug um erfolgreiche Anlagen zu erhalten. Denkt man das zu Ende, sind auch unsere ererbten Anlagen Ergebnisse eines Lernprozesses.
Wenn dem so ist, stellt sich nicht nur die Frage: Vererbt oder erworben? sondern nur noch die Frage: Vor wie viel Generationen erworben?!

Sonntag, 4. Februar 2007

Religion durch Evolution

Religion durch Evolution
Die Entstehung von Religion kann entweder durch direkte Einwirkung Gottes gesehen werden oder als natürliche Entwicklung des Menschen. In letzterem Fall wäre eine späte Einwirkung Gottes nicht erforderlich, falls sie denn überhaupt stattgefunden hat. Der Samen der späteren Entwicklung könnte schon bei der Entstehung der Welt gelegt worden sein( sozusagen in den Eigenschaften der Elementarteilchen enthalten sein ) und mit der Entstehung des Lebens kontinuierlich bis zur frühmenschlichen Geister- und Götterverehrung gewachsen sein. Wenn dem so ist, sollte die Entstehung von Religion eine Verbindung zu vormenschlichen Verhaltensformen haben:
Religion ruft im Menschen ehrfürchtige Gefühle hervor. Dies ist in erster Linie Furcht. Furcht, gegen Regeln zu verstoßen, verbunden mit Ehrerbietung gegenüber einem Mächtigeren kennen wir aus dem Verhalten von Tieren im Rudel. Auch da wird, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden, eine einmal ausgekämpfte Rangordnung eingehalten, indem fast alle Tiere des Rudels Ehrfurcht gegenüber dem Höheren zeigen. Gleichzeitig sichert die Einhaltung der Rudelregeln aber auch die Zugehörigkeit zu Rudel, seine Funktion und die Geborgenheit des Rudels. Diese Wurzel ist uns nicht bewusst. Deshalb sind religiöse Gefühle zwar mit den Farben " unheimlich " und " schützend" versehen, aber es sind eben zunächst nicht rational begründete Gefühle. Hinzukommen die vormenschlichen Ängste vor unverstandenen bzw. unbeherrschbaren Bedrohungen, wie Raubtiere, Unwetter, Feuer, Erdbeben, Nahrungsmangel, die auch beim Frühmenschen unverstanden waren und so mit dem Wirken eines höheren Wesens in Zusammenhang gebracht wurden. Beschreibung wurde wohl erst mit der Entwicklung der Sprache möglich.
Wie die Gruppenregeln in der Tierwelt sollte auch bei der menschlichen Entwicklung die Religion einen evolutionären Vorteil bringen, da sonst nicht erklärlich wäre, dass religiöse Vorstellungen und Gefühle sich anscheinend in allen Kulturen und zu allen Zeiten gehalten haben. Dieser Vorteil liegt vielleicht darin, dass alle größeren Religionen Lebensregeln entworfen haben, die ein relativ friedliches Zusammenleben innerhalb der Gruppe ermöglichen und dafür den Menschen anhalten nicht hemmungslos seinen Instinkten zu folgen. Es sind u.a. weitreichende Erkenntnisse der Religionstifter, die hier im Diesseits dazu führen, dass Menschen nicht in jeder Situation selbst überlegen müssen, was aus welchem Grund das richtige Verhalten wäre. Vielmehr erleichtert es die Entscheidungsfindung und verbessert die Berechenbarkeit des einzelnen für die anderen Gruppenmitglieder und vermeidet so Missverständnisse. Die Menschen in religiösen Gruppen waren und sind weniger mit inneren Kämpfen beschäftigt, können erfolgreicher als Gruppe agieren und sich so gegen Gruppen durchsetzen, die nicht so effizient strukturiert sind.

filfys 2007

Freitag, 19. Januar 2007

Wissen gibt Freiheit

Freiheit ist die Freiheit von äußeren Einflüssen aber auch von inneren Zwängen, die ich eigentlich nicht will. Aber selbst, wenn ich etwas will, fühle ich mich in dem Augenblick nicht mehr frei, wenn ich merke, dass jemand anderes mich manipuliert hat. D.H., wenn er meinen Willen beeinflusst hat entweder durch Eingriff in mein Unterbewusstsein, z. B. durch Hypnose, oder durch Eingriff in mein Bewusstsein, z.B. durch Vortäuschung einer falschen Realität ( Lüge) oder durch unzulässig vereinfachte Darstellung der Realität ( verschweigen wichtiger Details). Selbst wenn ich mich im Augenblick der Entscheidung frei gefühlt habe, weil ich im Zustand eingeschränkter Erkenntnis keine Einflüsse gespürt habe, die mich in eine bestimmte Richtung drängten, fühle ich mich im Nachhinein unfrei, schäme mich vielleicht für meine mangelnde Erkenntnis, wenn man mich später über die Manipulation aufklärt. Ein Dritter, der mich während der Entscheidungsfindung beobachtet, wird mich als relativ unfrei einstufen, wenn er einen weiter gehenden Überblick über die Situation hat, weil er die Einflussnahme erkennt und meine Unfähigkeit diese zu spüren und sie in meine Willensbildung einzubeziehen.
Ich kann mit Manipulation umgehen, wenn ich die Möglichkeiten der Manipulation kenne. Je mehr ich darüber weiß umso detaillierter kann ich meine Lage erkennen und wachsam auch die Folgen meiner eventuellen Entscheidung virtuell erleben, bevor sie real werden.
Ich kann auch mit inneren Zwängen, z.B. Abhängigkeiten von Suchtmitteln, erst dann angemessen umgehen, wenn ich weiß, wie diese Zwänge wirken, wenn ich weiß, dass sie versuchen sich als harmlos und beherrschbar darzustellen. Wenn ich die Möglichkeiten der Einflussnahme meines Unterbewusstseins auf meine Erkenntnisfähigkeit kenne, kann ich die Einschätzung der Lage korrigieren und mein virtuelles Erleben der Konsequenzen meines Tuns besser an die Realität anpassen, wie sie andere sehen, die über dieses Wissen verfügen.

Allgemein ausgedrückt, kann ich Kräften, die auf mich wirken, nur dann angemessene Kräfte entgegensetzen, wenn ich diese Kräfte erkenne. Dazu gehört Wissen um die Zusammenhänge. Erst wenn ich Kräfte mit Gegenkräften kompensiere bin ich Kräftefrei. Dies ist natürlich begrenzt, da mein Wissen immer begrenzt ist. Ich werde also nie ganz frei sein, sondern nur freier als ohne dieses Wissen.

Mittwoch, 20. Dezember 2006

Machttrieb= Sextrieb

Der Fortpflanzungstrieb des Menschen, aber nicht nur des Menschen, hat mehrere Kanäle. Bekannt ist, dass durch Sex die Gene von zwei Menschen gemischt werden und so jeder Partner die eigenen Eigenschaften auf den Nachwuchs weiter geben kann. Allerdings verdünnt sich dieser Eigenanteil von Generation zu Generation ziemlich schnell.
Eine andere Weise, die eigenen Art zu fördern ist das Ausüben von Macht und zwar nicht nur, indem man sich so leichter Sexpartner besorgen und so die eigenen Gene weitergeben kann, sondern auf subtilere Art: Wer Macht hat, andere zu beeinflussen, beeinflusst auch die Normen, nach denen wir alle leben. Diese Normen oder Verhaltensvorschriften bevorzugen dann die Menschen, deren Eigenschaften am besten zu den Normen passen.
In der Frühzeit der Menschheit war z.B. die körperliche Kraft eine wichtige Eigenschaft um sich durchzusetzen. Im Lauf vieler Generationen haben es die intelligenten Schwächlinge jedoch geschafft, die Kraftprotze auszutricksen indem sie das Recht des Stärkeren durch Gesetze einschränkten und schließlich durch das Gewaltmonopol des Staates den Einsatz körperlicher Kraft auf den sportlichen Bereich zurückdrängten. Begriffe wie „ Geld macht sexy“ setzten sich durch. Diese geänderten Normen müssen die Wertschätzung der Kraftprotze nach und nach reduziert und so auch ihre körperlichen Fortpflanzungsmöglichkeiten eingeschränkt haben, denn der Anteil der Kraftprotze hat im Lauf der Jahrtausende vermutlich abgenommen. Dies ist ein Beispiel dafür wie unsere Kultur unsere Gene ändert. Genetische und kulturelle Vererbung sind somit nicht trennbar, Körper und Geist sind es auch nicht.
Durch Beeinflussung anderer Menschen, also Förderung derjenigen, die mir ähnlich sind, kann ich mich zumindest teilweise fortpflanzen ohne selbst Kinder haben zu müssen. Für diese Menschen verbessere ich die Lebensbedingungen, für die anderen, deren Eigenschaften ich nicht mag, erschwere ich die Lebensbedingungen, erhöhe dadurch ihren Stressfaktor und verringere dadurch ihre Fortpflanzungsbereitschaft.
In der Praxis heißt das z.B., dass Vorgesetzte die Mitarbeiter bei sonst gleicher Eignung stärker fördern, die Eigenschaften haben, die ihr Vorgesetzter schätzt. Das werden die Eigenschaften sein, die er auch an sich schätzt. Schlitzohren schätzen Schlitzohren. Altruisten schätzen Altruisten. Rechtschaffene schätzen Rechtschaffene.
Menschen versuchen oft, sich Liebkind zu machen, also Eigenschaften an sich zu betonen, von denen sie glauben, dass die anderen diese schätzen. Dies ist der Versuch, o.g. Mechanismus für sich zu nutzen.
Macht heißt schon lange nicht mehr nur körperliche Macht, sondern die Fähigkeit andere zur eigenen Unterstützung zu nutzen. Auch bei den Machkämpfen der Schimpansen siegt nicht unbedingt die Kraft, sondern die Fähigkeit bei den anderen Gruppenmitgliedern durch geeignetes Verhalten Unterstützung zu bekommen, so wie bei unseren Politikern.

In dem Sinne ist Machtrieb zwar nicht identisch mit Sextrieb, hat aber das gleiche Ziel.

Dienstag, 7. März 2006

Gott ist was wir nicht erklären können

Diese Feststellung kann von Gläubigen und Atheisten gleichermaßen unterschrieben werden.
In den Urzeiten galt alles als direktes Wirken mindestens eines Gottes, was nicht anders erklärt werden konnte: Blitz und Donner wurde Zeus zugeschrieben. Die Bewegung der Sonne am Himmel war eine Tat des Sonnengottes Re.
Heute haben die Naturwissenschaften viele Geschehnisse in einen gesetzmäßigen Zusammenhang gebracht, der dazu verführt zu glauben man könne alles mit Hilfe der Naturwissenschaften und mit mathematischen Formeln erklären, wenn man nur fleißig weiter forscht und bessere Computer baut. Danach wäre für Gott kein Platz mehr, er wäre wegerklärt.
Allerdings war die Wissenschaft schon vor 120 Jahren auch so weit, dass man glaubte, alles berechnen zu können, wenn man nur alle Daten aller Objekte im Universum kennte. Dann kamen Einstein und Heisenberg mit der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik. Damit waren die absoluten Maßstäbe der Messung verschwunden und die Messgenauigkeit grundsätzlich eingeschränkt, so dass eine Zukunftsprognose bei bekannten Anfangswerten umso mehr verschmiert wurde, je größer der Zeitabstand und damit auch die Zahl der Einflussgrößen wurde. Die Situation ähnelt der bei kurz- und langfristigem Wetterbericht. Bei nichtlinearer Verknüpfung ist darüber hinaus ein Verhalten nach der Chaostheorie zu berücksichtigen. D.h. wenn man die Anfangsbedingungen nur eine Winzigkeit ändert, ändern sich die mittelfristigen Ergebnisse dramatisch. Die Ähnlichkeit mit Wetterprognosen verstärkt sich. Darüber hinaus hat der Mathematiker Gödel nachgewiesen, dass die Mathematik in dem Sinne unvollständig ist, dass nicht alle Sätze ableitbar sind und daher die Mathematik nicht ausreicht um alles zu erklären oder widerlegen. Da aber Physik als Beschreibung der Natur mit Hilfe der Mathematik verstanden wird, überträgt sich diese Unvollständigkeit. Damit hat auch der Versuch Gott bis ins infinitesimale einzuengen nach derzeitigem Wissensstand keine Chance. Natürlich heißt das nicht, dass es Gott geben muss. Wir sind nur nicht imstande ihn zu beweisen oder zu widerlegen.
Wenn es ihn gibt, kann er direkt in den Bereichen wirken, wo unsere Mathematik und Logik nicht hinreicht. Indirekt kann er darüber hinaus auch im Rahmen geltender Naturgesetze alles machen was er will, ohne dass wir ihn dabei ertappen können.
Auch Gläubige müssten daher die Eingangsfeststellung unterschreiben können.

Dienstag, 31. Januar 2006

frei oder nicht frei?

Menschliche Freiheit wird schon seit Jahrhunderten kontrovers diskutiert, in letzter Zeit wieder unter einem neuen Aspekt. Experimente von Hirnforschern, wie z.B. Libet, können so ausgelegt werden, dass der Mensch zumindest einige seiner Entscheidungen nicht bewusst trifft, sondern dass sein Unterbewusstsein schon Handlungen vorbereitet, bevor es ihm bewusst wird. Dies wird zum Teil so ausgelegt, als sei der Mensch nicht frei sondern prinzipiell berechenbar und in seinen Handlungen festgelegt, weil er ja naturgesetzlich so handeln muss wie er schließlich handelt. Hierbei wird zwar eingeräumt, dass die technischen Möglichkeiten zur Zeit noch nicht die totale Durchleuchtung der Entscheidungsvorgänge ermöglicht, doch sei dies nur eine Frage der Zeit und der technischen Entwicklung. Ein Verlust der Freiheitseigenschaft in diesem Sinne hätte auch einen Verlust der Verantwortung für das eigene Handeln zur Folge und ließe damit z.B. auch keine moralisch ethische Bewertung und rechtliche Beurteilung zu.
Bei diesen Überlegungen wird anscheinend unterstellt, dass das Unterbewusstsein naturgesetzlich festgelegt ist, das Bewusstsein dagegen nicht. Auch wird unterstellt, dass das „Ich“ offenbar durch das Bewusstsein definiert sein soll, das sich als übergeordnete Instanz des Gehirns so bedient wie es Arme und Beine benutzt, wohingegen das Unterbewußtsein als dunkle Macht gesehen wird, die die Freiheit des "Ich" einschränkt.

Die dazugehörigen Betrachtungen legen häufig ein statisches Menschenbild zugrunde, so als wären wir nicht zeitlich in unterschiedlicher Verfassung und zwar kurzfristig ( z.B. im Laufe des Tages), mittelfristig (z.B. im Laufe weniger Wochen bis Jahre) und langfristig ( im Laufe des Lebens).
Darüber hinaus sind die Betrachtungen fast ausnahmslos binär digital, d.h. sie kennen nur frei oder nicht frei, aber nicht mehr oder weniger frei. Eine realistische Betrachtung sollte jedoch vermeiden Bewußtsein und Unterbewußtsein zu trennen und sollte auch vermeiden nur in Schwarz-Weiß zu denken:

Ein bisschen Freiheit
Wenn ich die Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen betrachte und nur das Bewusstsein als Träger der Freiheit akzeptiere, dann müsste es einen Moment im Leben geben, an dem plötzlich die Freiheit gegeben wird, die vorher nicht da war. Dies ist nicht so. Der Säugling zeigt praktisch kein Bewusstsein im Sinne des Erwachsenen. Bewusstsein entsteht nach und nach im Laufe des Lebens. Freiheit kann auch nach diesem eingeschränkten Verständnis somit nicht binär digital sein sondern muss etwas sein, was allmählich zunimmt. Die Feststellung kann also nicht sein, der Mensch ist frei oder nicht frei, sondern kann nur relativ sein: Der erwachsene Mensch ist freier als ein Kind ( wenn er nicht durch äußere Einwirkungen unfrei gehalten wird), der eine Mensch ist freier als der andere, derselbe Mensch ist manchmal freier und manchmal weniger frei.

Montag, 5. Dezember 2005

Schweißperlen und geklaute Perlen

Ich habe etwas zu sagen.
Der Literaturkritiker Reich- Ranitzki bemerkte einmal: „Es genügt nicht, etwas zu sagen zu haben; man muss es auch appetitlich anbieten“. Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, so dass sie beim Leser möglichst ähnliche Gedanken und Gefühle hervorrufen, ist eine Kunst. Mancher kann das von Natur aus; wer es nicht kann muss eben üben. Das Beschreiben meiner Gedanken und Erkenntnisse scheint mir ähnlich mühsam wie das Eierlegen der Wasserschildkröte. Die Beschreibung sagt nie genau das, was ich denke und fühle. Eigentlich müsste ich in Ergänzung zum schreiben meine Gedanken und Gefühle noch malen, musizieren und mit Gestik und Mimik unterlegen. Aber das würde den Trainingsaufwand in schwindelnde Höhen treiben. Ich danke allen Lesern, die sich mir hier als Trainingspartner zur Verfügung stellen und bitte gleichzeitig um Geduld.
Perlen können also auch Schweißperlen sein, hier hoffentlich nur meine.

Weisheit wird bei Wikipedia beschrieben:
„Als Weisheit wird allgemein eine auf Lebenserfahrung und Einsicht beruhende innere Reife und kluge Überlegenheit im geistigen Sinne bezeichnet“.
Mit Lebenserfahrung und Einsicht habe ich keine Probleme. Kluge Überlegenheit im geistigen Sinne ist relativ. Da sich kaum ein Leser freiwillig als unterlegen einstufen wird, bleibt eine objektive Bestätigung dieser Eigenschaft vermutlich aus, allerdings genügt mir hier die subjektive Einschätzung, bei aller Bescheidenheit.
Schwieriger ist es mit dem Begriff Reife, der nach Wikipedia die Erreichung eines vollkommenen Grades einer abgeschlossenen Entwicklung bezeichnet. Eine abgeschlossene Entwicklung ist etwas ziemlich endgültiges, was wohl nur mit dem Tod zu erreichen ist. Dann ist es allerdings zu spät, Perlen abzusondern. Hinzu kommt, dass Einsicht auch etwas relatives ist, das wohl kaum jemals abgeschlossen ist. Vielleicht erklärt das ein Wort, das ich zwar nicht erfunden habe, aber trotzdem nicht schlecht finde:
Der kluge Mann rät nur, wenn er gefragt wird, der weise nicht einmal dann.

Betrachten wir also Weisheit als einen Grenzwert, der nie erreicht wird. Kurz davor ist aber auch nicht schlecht.
Einige Jahrzehnte denkt es nun schon in mir. Und da mindestens ein Lebenszweck des Menschen die Aufnahme, Bearbeitung und Weitergabe von Gedanken und Erkenntnissen ist, will ich dem Bedürfnis folgen, die Ergebnisse dieses Denkens weiterzugeben. Möglicherweise thematisch etwas ungeordnet, wie Gedanken nun einmal kommen und gehen. Immer aber philosophisch, auch wenn ich als Physiker nicht die Philosophie mit Löffeln gegessen habe. Der Schuster will nicht mehr bei seinem Leisten bleiben. Aber da die Philosophen inzwischen auch Physik interpretieren und mit mathematischen Formeln arbeiten, ist es wohl erlaubt den Grenzstreifen auch in umgekehrter Richtung zu betreten.

Ich will nun nicht länger warten meinen ersten Text in mein erstes Weblog zu stellen und biete anstelle eigener Perlen zwei geklaute Perlen der Weisheit an, die mir hin und wieder als Einstieg in Meditation dienen:
Alles verstehen heißt alles verzeihen.
Und
Heute ist morgen gestern.
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Perlen der Weisheit

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Mein Lesestoff

Bauer, Joachim
Warum ich fühle, was Du fühlst

Calvin, William H.
Wie das Gehirn denkt, die Evolution der Intelligenz

Görnitz, Thomas
Quanten sind anders

Lorenz, Konrad
Vom Weltbild des Verhaltensforschers

Metzinger, Thomas
Der Ego Tunnel

Nürnberger, Christian
Faszination Chaos: Wie zufällig Ordnung entsteht

Penrose, Roger
Das Große, das Kleine und der menschliche Geist

Smith, Leonhard A.
Chaos

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